Jan Lundgren ist Teil einer beeindruckenden, langen Tradition an Star-Pianisten aus Schweden, wie Jan Johansson, welcher früh starb, und in neuerer Zeit Bobo Stenson, sowie Esbjörn Svensson. Lundgren hat sich das Leben nie einfach gemacht und hat stets versucht seine unglaubliche Technik weiter zu verbessern und seine Musik zu avancieren. Seine Fähigkeit die unterschiedlichsten Musikstile in ein faszinierendes Ganzes zu schmieden ist für sich alleine schon außergewöhnlich. Egal ob zeitgenössische klassische Musik, nordische Folk Traditionsmusik, pulsierender, groovender Jazz, oder Afro-Amerikanische Musik: Lundgren findet einen einzigartigen Weg um den Zuhörer mit seinen höchst individuellen Klangwelten auf eine Entdeckungsreise zu schicken – manchmal ist diese entspannend, manchmal vollkommen belebend.
Mit fünf erhielt der 1966 in Südschweden geborene Jan Lundgren den ersten ernsthaften Unterricht: auf dem Klavier und im Tennis. Bei beidem erwies er sich als hochtalentiert. So wurde er als Jugendlicher von den einen als neuer Adolf Wiklund, von den anderen als neuer Björn Borg gehandelt. Zum Glück für alle Jazzfreunde hat Lundgren sich am Ende für die Musik entschieden. Freilich zunächst für die Klassik, eher zufällig und spät entdeckt Lundgren den Jazz – um sich dann umso konsequenter auf die neu entdeckte Welt zu werfen.
Er geht mit 20 zum Studium ans renommierten Royal College of Music nach Malmö – der Legende nach wird er unter der Bedingung aufgenommen, dass er auch gleich die Pianistenstelle in der weithin bekannten Monday Night Big Band übernimmt. Er spielt bald mit allen bekannten Jazzern Schwedens, von seinem Mentor Arne Domnerus bis zu Putte Wickman oder Bernt Rosengren. Doch er reist auch früh (und bis heute) immer wieder in die USA, um mit Legenden wie Benny Golson oder Johnny Griffith zu arbeiten. Dank seiner herausragenden Technik und dem musikwissenschaftlich-historischen Sinn, den ihm die Klassik vermittelt hat, eignet sich Lundgren in kürzester Zeit ein enzyklopädisches Wissen über die amerikanische Jazzpianisten-Tradition an und beherrscht bald alle Stile vom Early bis zum Modern Jazz. Was freilich nur das Roh-Material für seine eigene Musik ist, wie sich schnell zeigt.
Lundgrens bereits viel beachtetes schwedisches Debütalbum „Conclusion“ erscheint 1994, ein Jahr später gründet er sein eigenes Trio mit den Kommilitonen Matthias Svensson am Bass und Rasmus Kihlberg (von 2000 an mit Morten Lund, seit 2007 mit Zoltan Csörsz) am Schlagzeug, das auf den Durchbruch nicht lange warten muss: Das 1997 veröffentlichte Album „Swedish Standards“ wird ein Best- und Longseller, landet bis in den schwedischen Pop-Charts und wird – 2009 sogar neu aufgelegt – selbst zum Standard. Sechs weitere, vielfach preisgekrönte und kommerziell ebenfalls erfolgreiche Alben in dieser Besetzung folgen bis 2003. Die intensive Tourneetätigkeit des Trios gipfelt im Juni 2000 in einem Konzert in der Carnegie Hall in New York. Im Rahmen von „Swedish Jazz Salutes the USA“ ist er der erste skandinavische Jazzpianist, der in diesem so geschichtsträchtigen Saal auftritt.
Freilich wirft sich der Worcaholic Lundgren stets auch auf viele andere Projekte. Gut 50 Alben hat Lundgren bis heute unter seinem Namen oder als Co-Leader für prominente Labels (von 2005 bis 2009 und wieder seit 2014 exklusiv für ACT) eingespielt, Dutzende weitere als Begleiter. Dabei arbeitete er mit nahezu allen wichtigen schwedischen Musikern und mit zahlreichen internationalen Jazzstars wie Mark Murphy, Harry Allen, Lee Konitz oder Stacey Kent. Etliche der CDs hat er auch selbst produziert. Im durch Henning Mankells Wallander-Krimis weltbekannten Ystad, wo er seit 2005 wohnt, gründete Lundgren 2010 das „Ystad Sweden Jazz Festival“, das schnell zu einem der wichtigsten in Europa wurde und dem er bis heute als künstlerischer Leiter verbunden ist.
Als Pianist wie als Komponist ist Lundgren ein Pionier der Emanzipation des europäischen vom amerikanischen Jazz, ein Vorreiter der neuen Generationen: In ihm vereinen sich die Virtuosität, die Tongestaltung und das Formbewusstsein der europäischen Klassik mit der Rückbesinnung auf die eigenen volksmusikalischen Traditionen, mit dem Kanon des amerikanischen Jazz wie mit der unbändigen Lust an der Improvisation. Das prädestiniert ihn für genreübergreifendes Musizieren jeder Art, ob er mit dem klassischen Trompeter Hǻkan Hardenberger einer aufregenden Melange aus modernen Klassik und freier Musik arbeitet oder mit dem schwedischen Schriftsteller Jacques Werup an einem interdisziplinären Experimenten; ob er sich bei „Mare Mysterium“ mit dem Bassisten Lars Danielsson und dem Gustaf Sjökvist Chamber Choir der Sakralmusik der Renaissance widmet; ob er eine Hommage an den viel zu früh verstorbenen Pianisten Jon Johansson – ein Pionier des Jazz mit schwedischer Folklore vermischenden „nordic sound“ und somit erklärtermaßen ein direktes Vorbild – auf Platte bannt („The Ystad Concert – A Tribute to Jan Johansson“ 2016); oder live in den großen Konzertsälen Europas an den großen Grenzgänger Leonhard Bernstein erinnert.
Gewissermaßen die Quintessenz von Lundgrens Wirken ist das Trio, das ein Kritiker nicht zu Unrecht „Europas erste Supergroup“ genannt hat: Das „Mare Nostrum“-Projekt, bei dem sich sein stiloffener, raumöffnender, stets melodischer Personalstil mit den mediterran geprägten Klangwelten des sardischen Trompeters Paolo Fresu und des französischen Akkordeonisten Richard Galliano kongenial ergänzt. Das 2007 erschienene Debütalbum dieses gleichberechtigten Kollektivs ist mit mehr als 50.000 verkauften Exemplaren eines der erfolgreichsten der jüngeren Jazzgeschichte. Inzwischen liegt mit zwei weiteren, jeweils in einem anderen Heimatland der Musiker aufgenommenen Produktionen – die jüngste erschien im Januar 2019 – eine fulminante Trilogie dieser großen Musik-Poeten vor, die den Standort des europäischen Jazz neu definiert. Und mit der sich Jan Lundgren erneut als Mitgründer einer Art „Great European Songbook“ erweist.
„[Lundgrens] Musik ist stets in Bewegung, strebt vorwärts, sucht das Neue, besinnt sich aber immer wieder auf Geschichte und Tradition. Und nichts fällt auseinander, alles passt zusammen. Fabelhaft, wie organisch Lungdrens Musiker dabei spielen, allen voran Saxofonist Jukka Perko und der ehemalige E.S.T.-Bassist Dan Berglund.“ Stern
„A pianist with the most polished of touches” The Guardian, UK
“Der Pianist Jan Lundgren […] hat eine bezaubernde CD veröffentlicht. Zur Umsetzung der total unterschiedlichen Stücke hat er sich ein großartiges Quartett zusammengestellt. Die schön swingende Band mit Jukka Perko an Alt- und Sopransaxophon, Dan Berglund am Bass und Morten Lund am Schlagzeug spielt aufsehenerregend.“ Jazzthetik
„Ein heiter-leichtfüßiges musikalisches Pendant zum architektonischen Vorbild.“ Jazzpodium
“Mit einer einzigen Ausnahme stellt der schwedische Pianist auf Potsdamer Platz Eigenkompositionen vor. Dan Berglund am Kontrabass, Jukka Perko am Saxophon und Morten Lund am Schlagzeug begleiten Lundgren auf diese von Vielfalt charakterisierte Reise, die mal Groove und Impressionismus, mal instrumentale Virtuosität und strukturelle Komplexität vereint.“ Concerto, Österreich
In Jan Lundgrens Jazz-Haus möchte man gerne wohnen. Der schwedische Pianist ist ein universeller Klangarchitekt, der Tradition und Moderne zusammenführt. Sein Jazzverständnis lässt die amerikanische Bauweise mit europäischem Stil verschmelzen. Das Beste aus beiden Welten fügt Lundgren spielerisch zusammen, zu einem vielschichtigen Gebäude mit faszinierend gestalteten Räumen, kuscheligen Ecken, klarem Design, nostalgischen Erinnerungsstücken und einem Loft mit Raum für Improvisationen. Wandel und Erneuerung ohne die Vergangenheit zu vergessen bestimmt Lundgrens Schaffen seit Anbeginn. Der „Potsdamer Platz“ ist somit ein passendes Bild und eine klingende Visitenkarte dieser Jazzauffassung.
Er ist „ein Mann, der einfach alles kann“, schrieb die dpa kürzlich über Jan Lundgren. Die Verwurzelung in der amerikanischen Jazzpianotradition, die ihn mit traditionellen Jazzern wie Harry Allen und Scott Hamilton zusammenbrachte, ist sein Ausgangspunkt. Die Klangsprache seiner skandinavischen Heimat durchzieht ebenso sein Spiel, wie (klassisch bestens geschult) die abendländische Kunstmusik. Swing, nordische Vemod und impressionistischer Esprit stehen bei Lundgren ganz selbstverständlich nebeneinander.
Die Überführung europäischer Musiktraditionen in den klassischen Jazz, ist bei Lundgren in den unterschiedlichsten Ausprägungen zu erleben: Mit „The Ystad Concert“ wandelt er auf den Spuren der schwedischen Jazzikone Jan Johansson und hinterlässt neue Fußabdrücke. Seine „European Standards“ zeigen, dass der Jazz längst aus den USA übergesiedelt und ein junges Kulturgut der Alten Welt geworden ist. Und mit dem Sarden Paolo Fresu sowie dem Franzosen Richard Galliano spürt Lundgren mit dem Mare Nostrum-Projekt dem Sound Europas nach.
Mit „Potsdamer Platz“ geht Lundgren seinen Weg nun konsequent weiter: Bis auf den Schluss stammen alle Stücke aus seiner Feder. Seine persönlichen Klänge lässt er hier ausschwärmen und von einer Traumbesetzung, diesmal einem Quartett, aufgreifen, neu denken und stilistisch anreichern. „Darum ging es mir“, erzählt Lundgren, „meine Stücke mit diesen Musikern, meinen Favoriten, interaktiv zu etwas gemeinsamen Neuen zu machen. Ich habe gerne Konzeptalben gemacht, hier aber hat sich das Konzept quasi hinterher von selbst ergeben.“
Diese Favoriten, das sind auf der Melodieseite der großartige finnische Altsaxofonist Jukka Perko, und in der Rhythmusgruppe zum einen Morten Lund am Schlagzeug, der zuletzt mit Lars Danielsson und Marius Neset spielte, aber schon 2000 in Jan Lundgrens damaligem Trio saß.
Zum anderen ein Landsmann und alter Bekannter ist auch Bassist Dan Berglund, freilich hat Lundgren mit dem einst beim Esbjörn Svensson Trio gut und exklusiv Beschäftigten noch nie gespielt. „Ich hatte diese Besetzung schon lange im Kopf. Vor vier Jahren haben wir uns in Mailand beim Festival getroffen und das Projekt verabredet“, erinnert sich Lundgren. Wie so oft dauerte es bis zur Umsetzung ein Weilchen, aber in diesem Fall hat sich das Warten gelohnt: Derart fantastisch harmonierende Quartette sind selten.
Schon beim Einstieg passt kein Blatt Papier zwischen die Vier: Das Titelstück „Potsdamer Platz“ strotzt nur so vor Spielfreude und positiver Energie. Die Ballade No. 9 spiegelt dann das andere Ende des emotionalen Spektrums des Albums wieder. Mit ihrer wunderschönen Melodie zeigt sie, welch gefühlvoller Songschreiber Lundgren ist. „Sophisticated“, wie die Amerikaner diese extrem gepflegte Art des Musizierens nennen, klingt „Lycklig Resa“, der schwedische Klassiker, welcher lyrisch beginnt, aber schnell einen unbestechlichen Groove entwickelt. Beim „Twelve Tone Rag“ wird es virtuos und verzwickt, die tragende Melodie ist tatsächlich auf einer Zwölfton-Skala aufgebaut und in einen rasanten Bebop-Rahmen eingefügt. Ob es melancholischromantisch („On The Banks Of The Seine“) oder fiebrig-funky („Bullet Train“) weitergeht, ob Osteuropäisches zu Folk-Jazz umgeformt („Dance Of Masja“) oder Haltung gezeigt wird („Song For Jörgen“ ist eine Hommage an Lundgrens ehemaligen, früh verstorbenen Universitätslehrer Jörgen Nilsson, einer Schlüsselfigur des südschwedischen Jazz) – stets begeistert die Lässigkeit und Leichtigkeit, die dieses Album durchzieht.
Dabei kann niemand Lundgren, seinen Begleitern oder dem Album vorwerfen, man würde nichts riskieren. Mutig wirft sich hier jeder in die Fluten, probiert viel aus, wagt alles, ohne aber je „schwierig“ zu werden. Es fügt sich bei diesen Meistern einfach wie von Zauberhand, so elegant, wie auch das Album zu seinem Titel kam. „Ich hatte weder für dieses Stück noch für das Album einen Namen. Wir nahmen ja in den Hansa-Studios gleich am Potsdamer Platz auf, und als ich eines Tages im Hotel aufwachte, hatte ich es plötzlich: ‚Potsdamer Platz‘ passte perfekt zu diesen großstädtisch vorwärts hoppsendem Thema, zu dem Marsch-artigen Funk, zu dieser nicht gerade ‚schönen‘ Kraftdemonstration. Wenn der Potsdamer Platz in gewisser Weise für das neue Deutschland steht, steht er hier als Titel ebenfalls für etwas Positives, für die positive Kraft, die Musik für mich immer ausstrahlen sollte; für einen Aufbruch, für etwas Bewegendes.“ In der Tat ist mit Lundgrens Quartett nach dem Gefühl der vier Musiker etwas zusammengewachsen, was zusammengehört
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